Schlechte Verkehrssituation
Motobikes und dem Strassenverkehr. Es ist unglaublich, wie die Vietnamesen ihr Leben
mit dem Roller arrangieren. Ob fünf Leute auf einem Gefährt oder Ladungen, die in
keinen Kofferraum passen; einfach alles ist möglich.
Die Faszination legt sich gewöhnlich schnell wieder, sobald ich mit dem Bus unterwegs
bin. Die Verkehrssituation wird wöchentlich schlechter. Für eine Strecke von 40
Kilometern sitze ich zwischen einer und zwei Stunden im Bus. Meistens stehen wir
wegen Baustellen, Unfällen oder Trucks, die stehen bleiben, im Stau.
Wenn man auf einer Brücke anhalten muss, überlegt man sich manchmal, was wohl
passieren würde, wenn die Brücke einstürzen sollte. Es ist ein wenig unheimlich, wenn
man sieht, wie hier gebaut wird und dann auf einer vierspurigen Brücke, zusammen mit
dutzenden überladenen Trucks, zu stehen kommt...
Never Ending Story
Der Highway wird zwar stetig ausgebaut, aber kaum sind an einem Ort vier Spuren
offen, reduziert es sich an einem anderen wieder auf eine Spur. Es scheint eine 'Never
Ending Story' zu werden, da ständig irgendein Abschnitt renoviert werden muss.
Sollte man es einmal schaffen, an den Baustellen anständig vorbei zu kommen, kann
man sicher sein, dass irgendwo ein Truck mitten auf der Strasse steht, mit einem
Platten oder es gibt einen Unfall.
27 Verkehrstote am Tag
Neben Autos und besonders den grossen Trucks - beladen mit Seefracht Containern -
sind die Motobikes nur Spielzeuge und meistens die Leidtragenden bei Unfällen. Die
folgenden Zahlen sprechen für sich: In den ersten sechs Monaten des Jahres gab es
5514 Verkehrsunfälle, 4913 Tote und 3465 Verletzte. Das heisst, im Schnitt sterben 27
Personen am Tag an Folgen von Verkehrsunfällen.
Dies sind offizielle Zahlen; ich möchte nicht wissen, wie viele es in Wirklichkeit sind.
Wenn ihr einmal Saigon besuchen solltet, werdet ihr schnell verstehen, warum das so
ist: Die Motobikes schleichen sich durch jede Lücke und werden schnell einmal
übersehen. Sie sausen rechts und links an einem vorbei und vergessen auch gerne mal
bei Rot anzuhalten.
Man hat das Gefühl, den Viatnamesen laufe die Zeit davon, wenn sie unterwegs sind.
Das ist für mich immer noch schwierig zu verstehen, denn bei der Arbeit ist ihr
Verhalten dann ganz anders. Sie schaffen es nie, pünktlich an einem Meeting zu sein
und sind dabei nicht 2 Minuten zu spät, sondern im Schnitt 10 bis 15 Minuten.
Der Zuckerwatte-Mensch
Zurück zu den schönen Szenen mit den Motobikes. Organisiert man eine
Geburtstagsparty für Kinder, heisst es: 'Lass doch den Zuckerwatte-Mensch kommen.'
Dieser fährt mit seinem Motobike vor, an dem hinten eine Zuckerwatte-Maschine
installiert ist. Nichts ist unmöglich...
Falls ihr einmal in der Stadt seid, müsst ihr eine Motobiketour 'Saigon by Night'
machen. Man fährt auf dem Rücksitz mit, tuckert in der Stadt herum und geniesst an
verschiedenen Strassenständen typisches vietnamesisches Essen. Ein unvergessliches
Erlebnis! Wir sind mittlerweile Stammgäste bei dieser Tour, da wir es allen unseren
Besuchern nahelegen.
Ich habe mir vor zwei Monaten auch ein solches Spielzeug gekauft, jedoch ohne
Zuckerwatte-Maschine. Es erleichtert einem das Leben hier ungemein. Schnell zum
nächsten Shop fahren zu können, um etwas Kleines einzukaufen, ist schon ganz
praktisch. Man muss nicht zuerst den Fahrer rufen und anschliessend einen Parkplatz
suchen.
Einfach Helm auf, aufsitzen und los fahren. Helm tragen ist obligatorisch, auch wenn
die vietnamesische Ausführung schon beim geringsten Stoss in die Brüche geht. Was
soll man von einem Helm erwarten, der umgerechnet 4 Franken kostet?
Tja, Saigon ohne Motobikes wäre unvorstellbar.»
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