Freitag, 21. November 2014

1815.ch November

Zugreise nach Mui Ne

Oktober in Saigon heißt das Ende der Regenzeit naht. Allmählich gibt es regenlose Tage, was aber eine unangenehme Hitze mit sich bringt. Das Thermometer klettert auf 36 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit um die 90%. Man sehnt sich dann richtig nach dem Regen der zumindest eine kurze Abkühlung mit sich bringt. 
Nach den letzten Wochen mit doch viel Regen haben wir uns entschlossen mit unserem Besuch ein verlängertes Wochenende in Mui Ne zu verbringen. Mui Ne ist der Ort den wir schon einige Male besucht haben. Es ist einfach mit am wenigsten Aufwand verbunden um dort hin zu kommen. Man ist am Meer und die Hitze ist viel besser zu ertragen da es gewöhnlich windig ist. Für alle anderen Ziele in Vietnam muss man sich ins Flugzeug setzen was mit den vier Jungs immer ein bisschen nervenaufreibend ist... Nach Mui Ne gelangt man mit dem Auto oder mit dem Zug. Beides dauert um die 4.5 Stunden. Der grosse Vorteil mit dem Zug zu reisen ist die Sicherheit in 4.5 Stunden da zu sein. Mit dem Auto können es auch schnell mal 5.5 bis 6 Stunden sein.
Also 5 Uhr morgens aufstehen und um 6.40Uhr in den Zug rein. Es gibt eine Hauptbahnlinie über 1700km von Nord- bis Südvietnam, Hanoi bis Saigon. Der so genannte "Wiedervereinigungs-Express" benötigt für die Strecke zwischen 30 und 41 Stunden. Mui Ne liegt an dieser Hauptbahnlinie.
Der Zug erinnert mich an die BVZ vor etwa zwanzig Jahren. Wenn man in der billigsten Klasse fährt muss man die vier Stunden ohne Klimaanlage überstehen. Ich weiß nicht wie die Vietnamesen das aushalten, aber irgendwie schaffen die das. Wir wussten dieses mal nicht genau was für Plätze wir haben, da die beste Klasse ausgebucht war. Also waren wir alle zehn gespannt was uns erwartet. Zeitig am Bahnhof angekommen haben wir uns zum Perron begeben und die Angestellten gefragt welcher Wagon der richtige ist. Kleine Bemerkung am Rande, noch auf dem Perron fahren Motorbikes rum.. Vietnam ohne Motorbikes ist einfach unvorstellbar.
Als wir vor dem Wagon standen hat der Zugbegleiter uns angeschaut und auf den Wagon daneben gezeigt. Die Tickets die wir hatten, waren für einen Wagon mit zweier Sitz reihen. Das mag ok sein wenn ich von Täsch nach Zermatt reise oder alleine unterwegs bin, aber 4 erwachsene und 6 Jungs für 4.5 Stunden, bitte nicht. Der Wagon den uns der nette Zugbegleiter gezeigt hatte war mit vierer Abteilen ausgestattet, wie in der Schweiz mit einem kleinen Tisch in der Mitte. Also rein da und ganz freundlich danke sagen. Nachdem wir Platz genommen hatten kam der nette Zugbegleiter wieder mit einer weniger netten Vietnamesin... Wie so oft hier war mit Englisch nix anzufangen, aber die Zeichensprache war klar genug. Wie viel bezahlt ihr uns zwei damit ihr sitzen bleiben dürft. Wir haben uns auf 500000 VND (25sFr.) geeinigt. Schlussendlich waren alle happy, wir hatten schöne Plätze und die zwei Angestellten haben ein paar Dong (vietnamesische Währung) ergattert.
Es sind solche Kleinigkeiten die einen auf einer Seite amüsieren, aber auf der anderen Seite auch skeptisch machen. Zuerst das freundliche Angebot andere Plätze einzunehmen ohne ein Wort über Geld zu verlieren und dann plötzlich einkassieren. Klar rechnet man damit, dass man für die Plätze mehr bezahlen muss, aber offiziell und nicht unter der Hand.
Nach zweieinhalb Jahren in Vietnam mache ich mir manchmal meine Gedanken ob die Leute hier von Natur aus nett sind oder es einfach Mittel zum Zweck ist.
Die Freundlichkeit ist oft einfach berechnend um sich irgendetwas zu verdienen.
Wenn man über Vietnam liest wird immer wieder die Freundlichkeit hervorgehoben, aber auf der anderen Seite auch die Korruption oft erwähnt.

Es scheint die zwei Themen sind gar nicht soweit von einander entfernt.