Wie
ziehen die Jahre ins Land. Kaum angekommen und schon sind wir zwei Jahre weg
vom schönen Wallis. Die Zeit vergeht wirklich im Fluge. Wahrscheinlich auch
weil irgendwie ständig was läuft in dieser riesen Stadt. Es wird an allen Ecken
und Enden gebaut, neue Einkaufszentren, Hochhäuser, Highways und eine Metro um
das öffentliche Verkehrsnetz zu verbessern. Ja, vieles wird aber erst in 4-5
Jahren fertig, also werden wir es kaum noch sehen.
Tja, in
der Schweiz ist jetzt Sommerzeit. Hier realisiert man es nur da die Regenzeit
begonnen hat. Das Gute daran ist, dass die Hitze zumindest für ungefähr zwei
Stunden unterbrochen wird. Es war die letzten zwei Monate wirklich sehr heiß.
Immer um die 38 Grad, gefühlte 42. Von Abkühlung in der Nacht ist nichts
zu spüren, es hält sich bei 28-30 Grad. Nicht nur die Temperatur war heiss die
letzten Wochen, sondern auch die Stimmung im Lande. Hier war doch einiges los
und eine gewisse Spannung liegt noch in der Luft. Tja, was so eine Ölplattform
am falschen Ort so alles bewirken kann. Hoffen wir, dass die beiden Länder
sich bald wieder zusammenreißen. Im Moment ist es ruhig hier und ich glaube das
Gröbste ist durch. Der Nachbar ist einfach zu gross.
Sommer
als Expat heisst auch Abschied nehmen. Im Moment häufen sich die Farewell
(Abschied) Partys hier. Das Ende des Schuljahres rückt näher und viele Familien
zieht es nach Hause oder zu einem nächsten Assignment. Das gehört leider zum
Expat leben dazu. Es ist ein kommen und gehen. Es heißt jetzt Abschied nehmen
von Leuten mit denen man in den letzten zwei Jahren viel Zeit verbracht
hat.
Am
letzten Wochenende wurde Levin zu einer solchen Farewell Party eingeladen. Insgesamt
werden 5 Kinder Levins Klasse verlassen am Ende des Schuljahres. Das
Abschiednehmen macht auch nicht vor den Kindern halt.
Es sollte
ein ganz normaler Sonntag werden, ohne Überraschung, einfach zur Party fahren
und danach noch Levin zum Fussball bringen. Wir ließen unseren Fahrer kommen
der normalerweise am Sonntag nicht arbeitet. Doch da wir neben unseren vier
Jungs noch drei Andere mitnahmen, haben wir uns den Luxus geleistet um uns
nicht mit den Taxis rumschlagen zu müssen. Unvorstellbar in der Schweiz, sind
wir zu zehnt in unserem Siebenplätzer losgefahren. Mitten in der Stadt sahen
wir plötzlich eine Polizeikontrolle, was bei unserem Fahrer immer direkt ein
Entsetzen auslöst. Man ist wirklich jedes Mal unter Spannung und hofft, dass
sie einen nicht rausnehmen. Aber wie es sein sollte zeigte der Polizist mit
seinem Stock auf unseren Wagen. Also rechts ranfahren, was hier soviel heißt
wie auf der rechten Fahrspur anhalten, Papiere nehmen und zurück zu den
Polizisten laufen. Die bewegen sich natürlich keinen Meter. Was dann abläuft
ist immer wieder spannend. Manchmal gibt es eine Quittung und manchmal siehst
du nur, dass der Fahrer Geld übergibt und nichts notiert wird. Bis jetzt habe
ich mich noch nie getraut auszusteigen bei so einer Kontrolle. Wahrscheinlich
besser so, den von Polizei dein Freund und Helfer sind wir noch ein paar
Generationen entfernt. Der nette Sonntagsausflug hat uns also neben dem Geld
für den Fahrer noch 700000 VND (~30sFr.) extra gekostet. Ja, es ist nicht viel
für uns aber für den Fahrer ist das ein sechstel seines Monatslohns. Es drängt
sich die Frage auf: Warum wurden wir angehalten? Vorweg, in 50% der Fälle ohne
Grund, einfach nur Geld einkassieren. Dieses Mal wusste ich ja warum, mit zehn
Kindern fährt man nicht in einem Siebenplätzer. Denkste, wenn interessiert das
schon wie viele Leute im Auto sitzen, ob mit Sicherheitsgurt oder ohne,
Kindersitze... Alles egal, irgendwo falsch abgebogen seien wir, was mir
unerklärlich ist. Ja nu, so ist das hier. Schweigen, bezahlen und
weiterfahren. Unser Fahrer hat mir dann gesagt das die Polizisten wohl jetzt
mit unserem Geld irgendwo am Bier trinken sind.
Der
Sonntag endete dann mit einer weiteren Überraschung. Levin wurde als `most
valuable player` im Arsenal Soccer Turnier U10 ausgezeichnet!