„Food for free“
Vor etwa 4 Monaten besuchte meine Frau zusammen mit
unserer Maid Kim eine Pagode. Kim ist sehr gläubig und geht regelmässig dahin
um zu beten. Sie fühlt sich stark verbunden mit dem Platz. Ihr Bruder hat die
Pagode aufgebaut und ihr Elternhaus liegt ganz in der Nähe. Barbara war
beeindruckt da an dem Tag Essen für arme und behinderte Leute verteilt wurde,
organisiert und gespendet von den Pagode Besuchern. Wie nicht anders zu
erwarten wurde Barbara für eine Spende gefragt zum Erhalt der Pagode. Klar
passiert einem das in Vietnam öfters, aber wenn wundert’s bei so vielen armen
Leuten in dieser Grossstadt Saigon. Die Pagode ist wirklich in einem sehr
schlechten Zustand und wenn sie nicht renoviert wird muss sie wohl abgerissen
werden.
Nach zwei Jahren in Vietnam sind wir aber vorsichtig
geworden was wir glauben und was nicht. Es war für Barbara klar kein Geld zu
spenden ohne genaueres zu wissen. Durch den Zufall dass an diesem Tag Essen
ausgegeben wurde hatte Barbara eine andere Idee wie man die Leute unterstützen
könnte. Ausschlaggebend war ein kleines Kind das sie mit grossen Augen
anschaute und sagte `food for free`. Ok, wir werden keine Spende geben, wir
werden eine Essensausgabe organisieren und ausführen. Für Barbara war sofort
klar, das auch unsere Jungs mitmachen sollten, um ihnen auch einmal diese Seite
von Saigon zu zeigen.
Vor drei Wochen ging es dann los. Barbara und Rita machten
sich mit Kim zusammen auf den Weg um einkaufen zu gehen. Reis, Nudeln,
Sojasauce, Öl und für die Kinder ein Päckchen mit Malstiften, Notizbuch, Milch
und natürlich Süssigkeiten. Zusammen mit unseren vier Jungs bereiteten sie 150
Pakete vor. Am letzten Samstag sind wir dann alle zusammen zu der Pagode
gefahren um die Sachen zu verteilen. Es waren viele Leute da, Behinderte, alte
Menschen und Kinder. Am Anfang war es richtig unheimlich. Ausländer sind in
dieser Gegend nicht so oft anzutreffen. Dementsprechend war das Interesse gross
vor allem unsere Kinder einmal berühren zu dürfen.
Kim und ihre Helferinnen verteilten im vornherein 150
Tickets an die Leute die ein Päckchen erhalten sollten. Sonst wäre
wahrscheinlich die halbe Stadt angelaufen gekommen.
Nach den ersten Minuten des gegenseitigen Abtastens gingen
wir alle in die Pagode wo die Leute für uns beteten und Barbara ein paar Worte
zu ihnen sagte. Danach ging es an die Übergabe der Päckchen.
Es war schön zu sehen wie die Leute sich freuten. Am
Anfang waren vor allem Barbara und ich mit der Ausgabe beschäftig. Das Gedränge
um ein Paket zu erhalten war gross, obwohl ja jeder mit einem Ticket wusste er
kriegt eins. Das war für unsere Jungs schon ein bisschen unheimlich. Gegen Ende
als es dann ruhiger wurde halfen die Jungs dann aber kräftig mit und die Leute
freuten sich riesig ein Paket von einem unserer Kinder zu erhalten.
Alles in allem war es eine tolle Sache und wir werden das
sicher noch einmal machen. Es ist eindrücklich und schön zu sehen mit wie wenig
man 150 Menschen glücklich machen kann. Für die Jungs, ja auch für uns
erwachsene ist es ganz gut ab und zu mal der Realität in die Augen zu schauen
und zu realisieren, das es nicht selbstverständlich ist was man alles hat.