Zugreise nach Mui Ne
Oktober in Saigon heißt das Ende der
Regenzeit naht. Allmählich gibt es regenlose Tage, was aber eine unangenehme
Hitze mit sich bringt. Das Thermometer klettert auf 36 Grad bei einer
Luftfeuchtigkeit um die 90%. Man sehnt sich dann richtig nach dem Regen der
zumindest eine kurze Abkühlung mit sich bringt.
Nach den letzten Wochen mit doch viel
Regen haben wir uns entschlossen mit unserem Besuch ein verlängertes Wochenende
in Mui Ne zu verbringen. Mui Ne ist der Ort den wir schon einige Male besucht
haben. Es ist einfach mit am wenigsten Aufwand verbunden um dort hin zu kommen.
Man ist am Meer und die Hitze ist viel besser zu ertragen da es gewöhnlich
windig ist. Für alle anderen Ziele in Vietnam muss man sich ins Flugzeug setzen
was mit den vier Jungs immer ein bisschen nervenaufreibend ist... Nach Mui Ne
gelangt man mit dem Auto oder mit dem Zug. Beides dauert um die 4.5 Stunden.
Der grosse Vorteil mit dem Zug zu reisen ist die Sicherheit in 4.5 Stunden da
zu sein. Mit dem Auto können es auch schnell mal 5.5 bis 6 Stunden sein.
Also 5 Uhr morgens aufstehen und um
6.40Uhr in den Zug rein. Es gibt eine Hauptbahnlinie über 1700km von Nord- bis
Südvietnam, Hanoi bis Saigon. Der so genannte
"Wiedervereinigungs-Express" benötigt für die Strecke zwischen 30 und
41 Stunden. Mui Ne liegt an dieser Hauptbahnlinie.
Der Zug erinnert mich an die BVZ vor
etwa zwanzig Jahren. Wenn man in der billigsten Klasse fährt muss man die vier
Stunden ohne Klimaanlage überstehen. Ich weiß nicht wie die Vietnamesen das
aushalten, aber irgendwie schaffen die das. Wir wussten dieses mal nicht genau
was für Plätze wir haben, da die beste Klasse ausgebucht war. Also waren wir
alle zehn gespannt was uns erwartet. Zeitig am Bahnhof angekommen haben wir uns
zum Perron begeben und die Angestellten gefragt welcher Wagon der richtige ist.
Kleine Bemerkung am Rande, noch auf dem Perron fahren Motorbikes rum.. Vietnam
ohne Motorbikes ist einfach unvorstellbar.
Als wir vor dem Wagon standen hat der
Zugbegleiter uns angeschaut und auf den Wagon daneben gezeigt. Die Tickets die
wir hatten, waren für einen Wagon mit zweier Sitz reihen. Das mag ok sein wenn
ich von Täsch nach Zermatt reise oder alleine unterwegs bin, aber 4 erwachsene
und 6 Jungs für 4.5 Stunden, bitte nicht. Der Wagon den uns der nette
Zugbegleiter gezeigt hatte war mit vierer Abteilen ausgestattet, wie in der
Schweiz mit einem kleinen Tisch in der Mitte. Also rein da und ganz freundlich
danke sagen. Nachdem wir Platz genommen hatten kam der nette Zugbegleiter wieder
mit einer weniger netten Vietnamesin... Wie so oft hier war mit Englisch nix
anzufangen, aber die Zeichensprache war klar genug. Wie viel bezahlt ihr uns
zwei damit ihr sitzen bleiben dürft. Wir haben uns auf 500000 VND (25sFr.) geeinigt.
Schlussendlich waren alle happy, wir hatten schöne Plätze und die zwei
Angestellten haben ein paar Dong (vietnamesische Währung) ergattert.
Es sind solche Kleinigkeiten die
einen auf einer Seite amüsieren, aber auf der anderen Seite auch skeptisch
machen. Zuerst das freundliche Angebot andere Plätze einzunehmen ohne ein Wort
über Geld zu verlieren und dann plötzlich einkassieren. Klar rechnet man damit,
dass man für die Plätze mehr bezahlen muss, aber offiziell und nicht unter der
Hand.
Nach zweieinhalb Jahren in Vietnam
mache ich mir manchmal meine Gedanken ob die Leute hier von Natur aus nett sind
oder es einfach Mittel zum Zweck ist.
Die Freundlichkeit ist oft einfach
berechnend um sich irgendetwas zu verdienen.
Wenn man über Vietnam liest wird
immer wieder die Freundlichkeit hervorgehoben, aber auf der anderen Seite auch
die Korruption oft erwähnt.
Es scheint die zwei Themen sind gar
nicht soweit von einander entfernt.