Unterwegs nach Mui Ne
«Am vergangenen Wochenende war 'Teambuilding' angesagt. Es wird in Vietnam von
der Belegschaft erwartet, dass die Firma einen solchen Event organisiert.
Die ganze Belegschaft machte sich also auf den Weg nach Mui Ne. Mui Ne liegt im
Südosten von Vietnam und ist vor allem für Bade- und Kitesurf-Tourismus bekannt.
Es ging am Samstagmorgen in aller Früh los: Um 5.30 Uhr starteten 900 Leute, verteilt
auf mehrere Busse. Nach ungefähr sechs Stunden Busfahrt mit zwei Stopps für
Frühstück und Mittagessen hatten wir das Resort erreicht, in dem wir eine Nacht
verbrachten.
Nach dem Zimmerbezug ging es direkt an den Strand, wo verschiedene Spiele auf dem
Programm standen. Die ganze Belegschaft war in zehn Teams aufgeteilt. Die Teams
wurden im Voraus ausgelost und mit verschiedenfarbigen T-Shirts gekennzeichnet.
Insgesamt gab es sechs verschiedene Spiele zu absolvieren, bei denen der Spass nicht
zu kurz kam.
Das Bier floss in rauen Mengen...
Nach den Aktivitäten am Strand ging es zurück zum Resort, wo wir uns startklar
machten für das Highlight des Wochenendes: Galadinner war angesagt und das Bier
floss in rauen Mengen. Es war ein schöner Abend mit diversen Darbietungen von
Mitarbeitern und anderen Gruppen.
Wie bereits erwähnt; Bier gab es genug. Bei den Vietnamesen dauern solche Anlässe
im Schnitt zwei Stunden, danach haben die meisten genug getrunken. An diesem
Abend sah ich zum ersten Mal, dass sie doch mehr Ausdauer beim Feiern haben.
'Mot, Hai, Ba yoooooo!' Dieser Trinkspruch ist die Grundlage, um mit Vietnamesen zu
feiern. Es heisst nichts anderes als 'Eins, zwei, drei, Jaaaa!'. Wenn man Gast ist, folgt
dann meistens ein 'One Hundred Percent'. Man kann versuchen, zu verhandeln und es
auf 50 Prozent zu drücken, aber normalerweise wird erwartet, dass man auf Ex trinkt.
Das Dinner war um 22.00 Uhr fertig und es ging mit Bussen zurück ins Resort. Aber
eben: Zurück ins Resort hiess nicht, schlafen zu gehen. Jede Abteilung hat sich in einer
der Villas getroffen und im Vornherein bereits alles für die 'After Party' organisiert. In
einer Villa war Karaoke angesagt, in einer anderen wurde Gitarre gespielt und
zusammen gesungen.
So sind wir bis in die Morgenstunden durch die Villas gezogen. Es war ein
unvergesslicher Abend und trotz 900 Leuten verlief alles ohne Zwischenfälle.
Nichtschwimmer
Am Sonntagmorgen gab es für die Frühaufsteher die Möglichkeit um 5 Uhr zu den
Sanddünnen – eine Sehenswürdigkeit in der Nähe von Mui Ne – zu fahren, um Fotos
vom Sonnenaufgang zu machen. Überraschend viele gingen hin, obwohl sie erst gegen
drei Uhr im Bett waren.
Die Meisten versuchten wirklich, jede Minute des Wochenendes auszunutzen: Pool,
Strand, Fussball, Volleyball – einfach alles. Viele von ihnen werden wohl nie mehr die
Möglichkeit haben, zwei Tage in einem 5-Sterne Resort zu verbringen.
Nach einem tollen Frühstücksbuffet ging es für die Meisten nochmals ab in den Pool,
um ein paar Schwimmversuche zu machen. Sehr viele Vietnamesen können nicht
schwimmen – kaum vorstellbar, da sie ja quasi mit dem Wasser aufwachsen.
Highlight des Jahres
Nach dem Mittagessen machten wir uns auf den Rückweg. Die Busfahrt war sehr ruhig,
alle hatten nach der kurzen Nacht Schlaf nachzuholen. Es war ein gelungenes
Wochenende, das seinen Zweck erfüllte. Das ganze Team ist sich nähergekommen und
man war richtig stolz, ein Teil von Bosch zu sein.
Es ist mir zum ersten Mal richtig bewusst geworden, wie viel Teamgeist ein solcher
Anlass hervorrufen kann. Vom kleinen Produktionsarbeiter bis zur Werksleitung, alle
waren mit voller Begeisterung dabei.
Die Kosten waren im Vorfeld natürlich ein Thema und ich glaube kaum, dass ich etwas
Ähnliches mit 900 Teilnehmern jemals wieder erleben werde. Aber solche Anlässe
bringen einen Schwung ins Team, der nicht zu bezahlen ist.
Die Mitarbeiter, welche letztes Jahr schon dabei waren, erzählten mir immer wieder von
dem Event. Es ist ganz klar das Highlight des Jahres, noch vor der 'Year End Party'. Wir
fühlten uns zwei Tage lang wie eine grosse Familie. Topmotiviert gehen wir jetzt auf
unsere nächsten Herausforderungen in der Firma zu.
Dass in der Schweiz so etwas undenkbar und unbezahlbar ist, leuchtet ein. Aber es
müssen ja nicht zwei Tage am Strand sein. Ein schönes Jahresabschlussessen mit der
Belegschaft, ein gemeinsamer Skitag oder sonst ein kleines Zeichen Richtung