Die Wochen vergehen im Moment wirklich im Fluge. Auf der Arbeit läufts ganz gut und auch Babs und die Kids fühlen sich einigermaßen wohl. Die Jungs waren happy als sie letzte Woche mit einigen ihrer Kollegen skypen konnten. Sie fühlen sich jetzt hier wirklich schon wie zu Hause und das Heimweh hat stark nachgelassen. Das bestätigt, was die Meisten uns vor der Abreise gesagt haben, für die Kinder wird es einfacher als für euch. In der Tat haben Babs und ich noch ein bisschen Mühe uns an die Situation zu gewöhnen. Nicht das es schlimm ist, aber vor allem an den Wochenenden fällt uns fast die Decke auf den Kopf... Man ist einfach mit vier Jungs nicht so flexibel und kann jedes Wochenende das Land erkunden wie es die anderen Kollegen oft machen. Auch fehlt einem dazu schlicht und einfach die Mobilität. Kein Auto, kein Zug, kein Bus in der Nähe und am Sonntag sich immer mit dem Taxi herumzuschlagen macht auch keinen Spass. Ja, für diese Dilemma müssen wir noch eine Lösung finden;)
Das Wetter ist im Moment ziemlich regnerisch. Die letzten drei Tage hat es sehr oft und intensiv geregnet, aber im Oktober beginnt ja schon die Trockenzeit. Nichts in Sicht von kaltem und nassem Herbstwetter:). An das Klima haben wir uns gut gewöhnt, auch die Jungs spielen jetzt vermehrt draussen. Levin besucht jetzt einmal die Woche die Arsenal-soccer-school für 1.5h. Ist eine super Fussballschule, nicht ganz billig, aber das sind hier die meisten Vereine nicht. Nicht zu vergleichen mit dem lächerlichen Beitrag den wir dem FC Zaniglas zahlen mussten. Das würde hier nicht einmal für vier Trainings reichen...
Eigentlich habe ich gedacht nur noch alle 7 bis 8 Wochen was zu schreiben. Den mittlerweile ist man ja angekommen und es passiert nichts spannendes mehr.. Aber weit gefehlt, dieser Samstag hat wieder einiges übertroffen. Es war einer dieser Tage die man einfach streichen sollte. Morgens um sechs Uhr bin ich aufgestanden um zur Arbeit zu fahren. Leider habe ich die Rechnung ohne Vietnam gemacht. Nach drei Monaten ist man so langsam im Rhythmus. Man denkt nicht mehr unbedingt daran, dass etwas vom normalen, täglichen Ablauf schief gehen könnte. Leider weit gefehlt, den der Faktor "Vietnamese" spielte uns wieder mal einen Streich. Als ich um 6.20Uhr den Ton meines Handys hörte, dachte ich zuerst an einen Schichtführer, den die haben die schlechte Gewohnheit dich 24 Stunden am Tag auf dem Laufenden zu halten, was in der Firma läuft oder eben nicht läuft...
Nein, dieses Mal war es der Fahrer, pick up 7.00, car broken... 6.50 fährt mein Bus, das heisst der Fahrer muss mich 6.30 abholen, damit ich pünktlich an die Haltestelle komme. Ja nu, schrieb ihm zurück, 6.30 have to go to work! War natürlich zu spät und ich holte mir ein Taxi. Ok, kann ja mal passieren. Aber nicht in Vietnam, den als er dann um 7.30 Babs und die Kids abholen sollte, war plötzlich sein Motobike kaputt und nicht mehr das Auto... Tja, so schnell verwandeln sich hier Autos in Motobikes;) Sie nehmen es einfach nicht so genau mit der Ehrlichkeit..
Aber das war nur der Anfang des tollen Samstags, als ob es nicht schon genug ist das man arbeiten muss, rief dann um 10.00 Babs an. Ziemlich gestresst erklärte sie mir das Jaron aus Wut einen Stuhl umgestossen hatte, der dann blöder weise seinen Zeh erwischte. Der Nagel vom grossen Zeh sei gespaltet und er blute sehr stark. Also musste sie wohl oder übel einen Doktor aufsuchen. Ist schon komisch, wenn man dann nicht einfach in den Wagen steigen und schnell zum Arzt fahren kann.. Zu allem Übel kam noch dazu, dass der Fahrer nicht vor dem Haus wartete, obwohl Babs ihn 5 Minuten zuvor darauf hingewiesen hatte, es könnte ja mal ein Unfall passieren.... Tja, Geschichten die das Leben schreibt, aber zum Glück war es ein harmloser Unfall.
Ich hatte keine Möglichkeit schnell nach Hause zu fahren, den das Wort "schnell" existiert hier leider nicht.. Ich glaube es gibt dafür keine Übersetzung ins Vietnamesische:)
Also musste sie jemanden suchen um auf die Kinder aufzupassen und den Fahrer zurück ordern. Aber wie üblich mit meinem Schatz, ist sie nach dem ersten Schrecken ruhig geblieben und hat alles perfekt hin bekommen. Nach 20min konnte sie losfahren um einen Arzt aufzusuchen. Dort wurde Jaron dann gut versorgt und durfte danach zwei Tage liegen und den Fuss hochlagern. Er hat das aber sehr tapfer über sich ergehen lassen. Dies musste er tun um einer Entzündung vorzubeugen, da man den Nagel bei so Kleinen nicht so einfach entfernen könne. Ja, das war einer dieser Tage die das ganze Abenteuer hier noch aufregender machen...
Am folgenden Montag musste er dann noch mal zur Kontrolle. Leider sah das ganze nicht besser aus und der Arzt entschied den ganzen Fuss zu gipsen, damit er nicht noch einmal irgendwo gegen stösst. Mittlerweile trägt er den Gips seit einer Woche. Ihr könnt euch sicher vorstellen wie angenehm das bei 30-34°C, Regenzeit und 80-90% Luftfeuchte ist. Morgen kann er ihn dann entfernen lassen und wir hoffen das sich in der Woche nicht zu viel Leben im Gips entwickelt hat...
Alles in allem geht es uns aber wirklich gut und man lernt langsam mit den krassen Gegensätzen hier umzugehen. Das Leben hier ist nicht so einfach zu umschreiben, aber ich versuche ab und zu ein Highlight raus zu picken um euch das ganze ein wenig näher zu bringen...
LG va der Biner Bandi